Staatsbürgerschaft
Oder wie die befürchtete Spaltung der Gesellschaft auch ohne Doppelpass zur selbsterfüllenden Prophezeiung wird.
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Martin Daniel Ven, 12/08/2017 - 14:00

Harald, stimme immer mehr in fast allem mit dir überein. Lediglich einen marginalen Punkt kann ich nicht teilen: "Wobei das eigentlich paradox ist, denn das Konzept der Doppelstaatsbürgerschaft an sich ist das antinationalistischste überhaupt." Das ist nur in der Theorie paradox: Wenn du zwangsweise eine St.bürgerschaft zugewiesen kriegst u. daher zusätzlich jene deiner Vorfahren/Ethnie/Sprache willst, kann das durchaus nationalistisch motiviert sein. Ohne es zu wissen, könnte ich mir das für Iren in Ulster vorstellen oder bei Palästinensern mit isrealischem Pass (wobei hier der anerkannte Staat noch fehlt). Jedenfalls braucht es intellektuelle Detektive wie dich, die tendentiöse, wenngleich oft gut gemeinte Argumentationen (oft ex catedra) entlarven.

Ven, 12/08/2017 - 14:00 Collegamento permanente
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Benno Kusstatscher Ven, 12/08/2017 - 22:46

"Ich habe mir fest vorgenommen, mich aus dem Thema österreichische Staatsbürgerschaft für Südtiroler weitestgehend rauszuhalten". Guter Vorsatz. Habe den gleichen. Kann nachvollziehen, dass es dir nicht gelungen ist. Kann aber auch nachvollziehen, dass den Vorrednern die Galle überläuft, wenn sich unsere Landtagsabgeordnetinnen derart bei FPÖ und Kurz anbiedern, just in dem Moment, in dem die Kreisky-Partei kurz mundtot ist.

Ven, 12/08/2017 - 22:46 Collegamento permanente
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Christian Mair-2269 Lun, 12/11/2017 - 21:37

Die Herzensangelegenheit Doppelstaatsbürgerschaft (O-Ton A. Kompatscher) ist vielleicht der Anfang der Trumpisierung der Südtirol- Innenpolitik. Und wie von Harald Knoflach korrekt als Nichtthema eingeordnet ist daraus plötzlich eine aktive Kampagne der Regierung gegen Selbstbestimmungstendenzen von Rechts geworden (und BBD?,aber alles dazu ist ja unter eh schon wissen FAQ 2000 diskutiert und für Wahrheit befunden), sozusagen als appeasement an die Identitären. Nicht mal von Hardcore Selbstbestimmungsbefürwortern wird dieses Ablenkungsmanöver erkannt oder entlarvt, das finde ich bedenklich.

Und durch die Anbiederung an die Schwesterpartei und die identitäre Rechte wird die eigentliche Chance der Südtirolautonomie verspielt. Der französische Präsident Macron und der deutsche Sozialdemokrat Schulz träumen von der europäischen Republik oder zumindest den vereinigten Staaten von Europa. Das Modell Autonomie wird nicht als föderalistische Landesverfassung mit einer konsequenten Bekenntnis zur europäischen Republik weitergedacht, weil kleinbürgerliche, bürgerliche und grüne Parteien Angst haben, Privilegien und Macht zu verlieren. Und so wird eine historische Chance verspielt.
Etwas Nachhilfe könnte man sich bei Ulrike Guerot holen, siehe:
https://www.youtube.com/watch?v=vIrdZjBBM5g

Selbst Thomas Benedikter hat hierzulande bessere Vorschläge,die der Nebel "Doppelstaatsbürgerschaft" leider aus der öffentlichen Debatte verschwinden lässt:
https://www.salto.bz/de/article/18092015/regionsbuergerschaft-statt-dop…

Schade Harald!

Lun, 12/11/2017 - 21:37 Collegamento permanente
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gorgias Mar, 12/12/2017 - 03:33

In risposta a di Christian Mair-2269

Ich hätte ein paar Anmerkungen/Fragen:

Die FPÖ ist natürlich rechts und wird immer stärker von Burschenschaftlern beeinflusst. Identitäre haben in der FPÖ so weit ich weiss aber noch keinen Fuss gefasst.

Warum und welche Chance wird hier verspielt? Das Projekt Europäische Republik wird durch eine doppelte Staatsbürgerschaft doch nicht verspielt. Es ist natürlich Schade dass nicht mahr Energie dafür verwendet wird.

Mar, 12/12/2017 - 03:33 Collegamento permanente
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Christian Mair-2269 Mar, 12/12/2017 - 14:40

In risposta a di gorgias

Meiner Meinung nach ist es so, dass das Thema Doppelstaatsbürgerschaft, aber auch Selbstbestimmung die öffentliche Debatte über die europäische Republik behindert. Genau darin liegt auch das Problem von Katalonien, Schottland, etc..
Themen wie Schottland, Katalonien oder Soppelstaatsbürgerschaft stellen zwar keinen Gegensatz zur europäischen Republik dar. Aber anstatt einen europäischen Ansatz mit Föderalisierung, gemeinsamer Finanzpolitik, Aussenpolitik, sozialen Rechten, Eurobonds und/oder Regionenausgleich, Migration, Verteidigung zu entwickeln versuchen reiche Regionen die Felle ins Trockene zu bringen.
Laut Ulrike Guerot ist die schweigende Mehrheit für die Republik, in der Identität und Nation durch gemeinsames zukünftiges Interesse entsteht. Das wäre dann Solidarität.
Als indirekten Beweis dafür könnte man anführen, dass selbst die FPÖ Anti- EU- Positionen aufgegeben hat.

Eine mutige und selbstbewusste Position Südtirols wäre eine föderalistische Landesverfassung mit Bekenntnis zur europäischen Republik. Doppelstaatsbürgerschaft birgt die Gefahr in sich CO2 einzusparen, aber Atomenergie zu nutzen, konventionelle Landwirtschaft zu betreiben, die als BIO verkauft wird, holländische Fackerl als Südtiroler Speck zu verkaufen.

Mar, 12/12/2017 - 14:40 Collegamento permanente
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Christian Mair-2269 Lun, 12/11/2017 - 21:42

Paradox Wehrpflicht Doppelstaatsbürger:
Jene Südtiroler, die irgendeinen Fuß ins Vaterland setzen werden, sei es aus beruflichen oder aus Studiengründen, werden, um die Wehrpflicht zu vermeiden, keine Doppelstaatsbürgerschaft annehmen. Soll das wirklich die Visitenkarte der Südtiroler sein?

Lun, 12/11/2017 - 21:42 Collegamento permanente
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Christian Mair-2269 Mer, 12/20/2017 - 09:18

In risposta a di Hartmuth Staffler

Unsinn? Sind Sie sich da sicher? "“Wir können nicht alle Fragen heute auf einer Pressekonferenz klären”, wimmelt Neubauer die Journalisten ab. Man wolle den Gesprächen, die mit Jahresbeginn 2018 aufgenommen werden sollen, nicht vorgreifen. Auch zu den Rechten und Pflichten, die Südtiroler als (auch) österreichische Staatsbürger haben würden, erfährt man nichts genaueres. So sei etwa die Wehrdienstpflicht “noch abzuklären”. Doch für einige im Raum steht bereits fes: mit der Staatsbürgerschaft geht auch eine Bringschuld einher." https://www.salto.bz/de/article/18122017/doppelpass

Mer, 12/20/2017 - 09:18 Collegamento permanente
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Waltraud Astner Mar, 12/12/2017 - 18:29

Dass sich die Debatte zuspitzt sehe ich überhaupt nicht. Diejenigen, die betroffen wären melden sich eher selten zu Wort. Viel mehr hört man von den Nicht-Betroffenen, woraus man, liest man die z.T. abstrusen Argumente, den Schluss ziehen könnte, es wäre vor allem eine Neiddebatte, so nach dem Südtiroler Motto: Was ich nicht haben kann, soll auch dir verwehrt bleiben. Denn sich derart in ein Thema hineinsteigern, obwohl es andere betrifft, ist seltsam. Aber sollten bei den Gegnern der österreichischen Staatsbürgerschaft auch Berechtigte sein , dann gehe ich jede Wette ein, dass diese die Ersten sein werden, die sie beantragen werden, falls jemals die Möglichkeit bestünde, da sie (zum Glück) ein individuelles Recht darstellt, was an der ganzen Sache der springende Punkt ist. Denn alle anderen politischen Zukunftsvisionen (europ. Staatsbürgerschaft) sind zur Zeit so weit entfernt, dass man diese beiden Dinge nicht gegeneinander ausspielen oder auch nur vergleichen sollte. Denn dass die derzeitigen Nationalstaaten sich in absehbarer Zeit in ein Europa der Regionen o.ä. umwandeln werden, ist eher unrealistisch. Inzwischen wäre mir die europ. Staatsbürgerschaft schon recht.

Mar, 12/12/2017 - 18:29 Collegamento permanente
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Waltraud Astner Mer, 12/13/2017 - 13:14

@Lockes Log
Die österreichische Staatsbürgerschaft würde mir genau das bieten was sie den anderen Doppelstaatsbürgern europaweit auch bietet. Nicht mehr und nicht weniger. Aber laut Gerd Staffler bieten sich da noch andere ungeahnte Möglichkeiten auf die ich gar nicht gekommen wäre. Wirklich echt geil!

https://www.salto.bz/de/article/12122017/der-doppelpass-echt-geil

Das Neid-Argument ist kein Unsinn, da lerne erst mal die Leute kennen. Habe ich in anderem Zusammenhang x-mal erlebt. Und ich wiederhole mich: Diejenigen die am meisten gegen etwas wettern, sind die ersten die, in diesem Fall um die österreichische Staatsbürgerschaft, ansuchen werden. Auch hier sprechen Erfahrungswerte dafür. Nur werden die es (vorerst zumindest) lieber nicht bekanntgeben, das es ja ein individuelles Recht ist, was eben die ganze Aufregung obsolet macht. Nach einer gewissen Zeit werden aber auch hier die Hüllen fallen. Wie gesagt, die Leute musst du mal kennen lernen.
Wenn du dich lieber für etwas aus deiner Sicht zukunftsfähiges einsetzt, ist das natürlich deine Sache. Ich setze mich AUCH für etwas eher realistisches ein , denn das eine schließt das andere nicht aus. Das eine erreicht man vielleicht früher, das andere später.

Mer, 12/13/2017 - 13:14 Collegamento permanente