Politica | Autonomie

Kompatscher weicht aus

Wann findet das nächste Treffen mit Ministerpräsidentin Meloni statt und was passiert, wenn die Verhandlungen zur Autonomie scheitern? Ist die Koalition dann am Ende?
Kompatscher Meloni
Foto:  ASP\Ivo Corrà
  • Diese und weitere Fragen richtete vor Kurzem der Chef des Team K, Paul Köllensperger, im Rahmen der aktuellen Anfrage an Landeshauptmann Arno Kompatscher, in deren Fokus die Bestrebungen der Landesregierung stand, die durch die Verfassungsreform von 1992 verloren gegangenen Kompetenzen wieder zurückzuholen. Wie Köllensperger schreibt, hätte der Textentwurf im vergangenen November finalisiert werden sollen, dann habe der Landeshauptmann von Januar 2025 gesprochen und nun sei es bereits Februar. „Wann ist das nächste Treffen mit Ministerpräsidentin Meloni in Rom geplant?“, will der Team K-Chef wissen und erhält zur Antwort, dass die erwartete Einberufung eines nächsten Treffens, wie von Ministerpräsidentin Meloni zugesagt, derzeit noch nicht erfolgt sei. Offenbar hält man in Rom wenig von irgendwelchen Terminvorgaben, wie dies Senator Meinhard Durnwalder im Rahmen eines Interviews mit SALTO gegenüber erzählte und meinte, dass nicht nur die Uhren in Rom anders laufen, sondern auch der Verhandlungsstil ein anderer sei, nach dem Motto: Die Regierung auf fixe Termine festzunageln, kann man vergessen; sprich: Man tut sich keinen Gefallen, solche „Deadlines“ festzulegen in der Hoffnung, dass sich die andere Seite daran halten möge.

  • Paul Köllensperger: „Bestätigt der Landeshauptmann, dass ein Scheitern der Bemühungen die Beendigung der Regierungskoalition der SVP mit Fratelli d‘Italia zur Folge hätte?“ Foto: Seehauserfoto

    Zum Inhalt selbst sagt Landeshauptmann Kompatscher, dass man bezüglich neuer Zuständigkeiten vorgeschlagen habe, den Bereich des Umweltschutzes und des Ökosystems in die primären Zuständigkeiten aufzunehmen, da diese Bereiche erst mit der Reform von 2001 in die Verfassung aufgenommen wurden und einige der Zuständigkeiten, wie den Landschaftsschutz und die Urbanistik, eingeschränkt haben. Weiters teilt der Landeshauptmann mit, dass im Text des Verfassungsgesetzentwurfs die im Autonomiestatut festgelegten Grenzen der primären Gesetzgebungsbefugnis an jene der Verfassung angepasst werden. „Zudem werden einzelne Sachgebiete klarer definiert bzw. von der sekundären in die primäre Gesetzgebungsbefugnis überführt, wie beispielsweise der Handel, und zwar in Bezug auf jene Zuständigkeiten, die durch die Urteile des Verfassungsgerichtshofes ausgehöhlt wurden“, so Kompatscher. Was die Forderungen von Alessandro Urzì, Präsident der Sechser-Kommission, betrifft, der ebenfalls mit am Verhandlungstisch zur Autonomiereform sitzt, gibt sich der Landeshauptmann allerdings bedeckt. Wie berichtet, hat Urzì mehrere Vorschläge auf den Tisch gelegt. So beispielsweise, dass künftig eine einjährige Ansässigkeit ausreichen soll, um bei den Gemeinderatswahlen wählen zu dürfen; die Möglichkeit, einen Gemeindereferenten der italienischen Sprachgruppe in den Ausschuss zu berufen, auch wenn dieser der einzige Gewählte im Gemeinderat ist. Weiters, dass der Anteil der Sprachgruppen in der Landesregierung künftig dem Verhältnis der Sprachgruppenerhebung entsprechen soll. Zudem fordert der Präsident der Sechser-Kommission die fixe Nominierung eines Südtiroler Staatsrates italienischer Muttersprache. 

     

    „Es gibt derzeit keinen Anlass, an diesem Versprechen der Ministerpräsidentin Meloni sowie an ihrer Zusage, den nunmehr vorliegenden Text nach den abschließenden politischen Verhandlungen dem Ministerrat vorlegen zu wollen, Zweifel zu hegen.“

     

    Laut Kompatscher gehe es zunächst um eine abschließende positive Bewertung der bereits im Oktober 2023 vorgestellten und in der Technischen Arbeitsgruppe vertieften Vorschläge. „Nachfolgend, so wurde es bereits mehrfach signalisiert, besteht durchaus eine Bereitschaft, weitere dem autonomen Status unseres Landes zuträgliche Vorschläge, die im Laufe der Verhandlungsrunden neu eingebracht wurden, zu diskutieren“, erklärt der Landeshauptmann. Unbeantwortet lässt Kompatscher die Frage, ob ein Scheitern der Bemühungen die Beendigung der Regierungskoalition der SVP mit Fratelli d'Italia zur Folge hätte. Der Deal lautete nämlich: Wiederherstellung der Autonomie im Gegenzug für eine Regierungsbeteiligung von Lega und Fratelli d'Italia. Der Landeshauptmann erklärt lediglich das, was man ohnehin bereits weiß und dass er offenbar vollstes Vertrauen in die Ministerpräsidentin hat, wenn er schreibt: „Noch einmal zur Erinnerung: Ausgangspunkt für die angestrebte Reform ist die offizielle Erklärung von Ministerpräsidentin Giorgia Meloni im Rahmen ihrer Regierungserklärung am 25. Oktober 2022, die Autonomiestandards, die 1992 zur Streitbeendigungserklärung vor den Vereinten Nationen geführt haben, wiederherzustellen. Es gibt derzeit keinen Anlass, an diesem Versprechen der Ministerpräsidentin Meloni sowie an ihrer Zusage, den nunmehr vorliegenden Text nach den abschließenden politischen Verhandlungen dem Ministerrat vorlegen zu wollen, Zweifel zu hegen.“