In Italien, besonders in Südtirol herrscht kolonialer Gedächtnisverlust. Es fehlt eine historische Auseinandersetzung mit der Kolonialgeschichte des Landes.
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..."Über 1.300 Südtiroler waren im damaligen Abessinien stationiert. Erinnert wird daran kaum und wenn dann lückenhaft oder gar verfälscht." ... aber, so wie viele Soldaten in Kriegen, waren auch diese Südtiroler nicht freiwillig in Abessinien, sondern "im Dienst". So grausig das klingen mag, aber gut 80% der Männer waren damals im Krieg (da und dort - herinnen & draußen) und dachten leider das richtige zu tun. Der Rest wurde gezwungen! Die Mitschuld war und ist überall groß und in der Mehrheit, da die meisten davon "Mitläufer" waren. Gegen die damaligen Systeme aufgestanden waren schließlich nur wenige, sehr wenige. Und die haben es mit dem Leben bezahlt. ... Schuld?
Ich kann mir nicht vorstellen, dass junge Südtirol freiwillig als faschistische Mitläufer in den Abessinien-Krieg gezogen sind, wo es für sie ja schon eine Strafe war, zum italienischen Militär einzurücken.
Ich denke, Sie wollen es sich nicht vorstellen. Ich will mir ja auch nicht vorstellen, dass mein Onkel mit Begeisterung gegen Stalingrad gezogen ist. Wahrscheinlich gab und gibt es braune und schwarze Südtiroler, genauso wie braune und schwarze Amerikaner, Deutsche, Schweden, usw., usw., und deswegen finde ich es gut, immer wieder daran zu erinnern, an das Grauen, von früher und von heute, um nicht zu vergessen.
Südtiroler sind immer Opfer, nie Täter. Dieses Narrativ sollte endlich ad acta gelegt werden. Vergangenheitsbewältigung durch Verdrängung und Relativierung der Tatsachen gelingt nicht.
Man sollte auch erwähnen, dass sich hunderte junge Südtiroler durch Flucht über die Grenze der Pflicht entzogen haben, für Italien in den Krieg gegen Äthiopien zu ziehen. Einige wenige haben auch ganz konkret Widerstand geleistet und sind zu den bedrängten Äthiopiern übergelaufen. Auch das wird verschwiegen. Verschwiegen wird auch das Wirken der Widerständler und Deserteure, die sich der Einberufung zur Deutschen Wehrmacht entzogen haben und nach dem Krieg von Italien vor Gericht gestellt wurden, verschwiegen wird der Heldenmut des Polizeiregimentes Brixen, das den Eid auf den Führer verweigert hat und deswegen an der Ostfront verheizt wurde, verschwiegen wird, dass der Obmann des Andreas Hofer-Bundes und aktive Widerstandskämpfer Hans Egarter nach dem Krieg von der italienischen Justiz wegen seiner Kontakte zum österreichischen Widerstand verfolgt und von den italienischen Partisanen ausgegrenzt wurde. Es wurde und wird viel verschwiegen, aber mit gegenseitigen Vorhaltungen und Beschuldigungen, wie es dieser Artikel beispielhaft tut, wird man das Problem nicht lösen.
Korrekt, Staffler!
In der Tat lohnt die Auseinandersetzung mit den wenigen, die Widerstand geleistet haben. Es ist wichtig nachzuvollziehen, dass es im Angesicht des Verbrechens eine Wahl gab und einzelne entschieden haben. Helden.
Mit den Nazis ist es doch dasselbe. Alles unter den scheinheiligen Tiroler Teppich gekehrt. Wer hat sich denn alles bereichert in dieser Zeit durch die "Zusammenarbeit" mit den Nazis? Ein paar "ehrenwerte" Südtiroler Familien fallen mir da auf Anhieb ein. Aber "lei net rogln", Lieblingsspruch vom Einhaxerten. War ja selbst unter dem Hakenkreuz aktiv.
Mit Sicherheit wurde, vielleicht weniger durch Historiker, sondern vielmehr seitens der italienischen Nachkriegspolitik und der italienischen Bevölkerung, die Kolonialgeschichte Italiens zu wenig aufgearbeitet. Sie war, wie geschrieben, "von Menschenverachtung, Brutalität und Faschismus" geprägt.
Ob man wie die Freiheitlichen von einem Genozid sprechen kann? Soweit würde ich mich nicht aus dem Fenster lehnen, dies würde sicherlich einer noch genaueren historischen und juristischen Beschäftigung mit der Thematik bedürfen.
Ein Kritikpunkt: Der Hinweis auf die Freiheitliche Partei und ihren Antrag im Jahr 2009 ist fehl am Platz (Ich meine hier den gesamten Absatz). Er nimmt diesem Beitrag, dem man inhaltlich ganz oder teilweise zustimmen mag oder auch nicht, seine Neutralität und "degradiert" ihn zur Meinung. Oder war der Beitrag als solcher gedacht? Dann hätte der Autor/die Autorin seine/ihre Meinung zum Thema wesentlich häufiger und klarer zum Ausdruck bringen müssen.
..."Über 1.300 Südtiroler
..."Über 1.300 Südtiroler waren im damaligen Abessinien stationiert. Erinnert wird daran kaum und wenn dann lückenhaft oder gar verfälscht." ... aber, so wie viele Soldaten in Kriegen, waren auch diese Südtiroler nicht freiwillig in Abessinien, sondern "im Dienst". So grausig das klingen mag, aber gut 80% der Männer waren damals im Krieg (da und dort - herinnen & draußen) und dachten leider das richtige zu tun. Der Rest wurde gezwungen! Die Mitschuld war und ist überall groß und in der Mehrheit, da die meisten davon "Mitläufer" waren. Gegen die damaligen Systeme aufgestanden waren schließlich nur wenige, sehr wenige. Und die haben es mit dem Leben bezahlt. ... Schuld?
Antwort auf ..."Über 1.300 Südtiroler von Klemens Riegler
Ich kann mir nicht vorstellen
Ich kann mir nicht vorstellen, dass junge Südtirol freiwillig als faschistische Mitläufer in den Abessinien-Krieg gezogen sind, wo es für sie ja schon eine Strafe war, zum italienischen Militär einzurücken.
Antwort auf Ich kann mir nicht vorstellen von Sepp.Bacher
Ich denke, Sie wollen es sich
Ich denke, Sie wollen es sich nicht vorstellen. Ich will mir ja auch nicht vorstellen, dass mein Onkel mit Begeisterung gegen Stalingrad gezogen ist. Wahrscheinlich gab und gibt es braune und schwarze Südtiroler, genauso wie braune und schwarze Amerikaner, Deutsche, Schweden, usw., usw., und deswegen finde ich es gut, immer wieder daran zu erinnern, an das Grauen, von früher und von heute, um nicht zu vergessen.
Und das Italienischbuch der
Und das Italienischbuch der Grundschüler heisst immer noch ambaraba
Südtiroler sind immer Opfer,
Südtiroler sind immer Opfer, nie Täter. Dieses Narrativ sollte endlich ad acta gelegt werden. Vergangenheitsbewältigung durch Verdrängung und Relativierung der Tatsachen gelingt nicht.
Man sollte auch erwähnen,
Man sollte auch erwähnen, dass sich hunderte junge Südtiroler durch Flucht über die Grenze der Pflicht entzogen haben, für Italien in den Krieg gegen Äthiopien zu ziehen. Einige wenige haben auch ganz konkret Widerstand geleistet und sind zu den bedrängten Äthiopiern übergelaufen. Auch das wird verschwiegen. Verschwiegen wird auch das Wirken der Widerständler und Deserteure, die sich der Einberufung zur Deutschen Wehrmacht entzogen haben und nach dem Krieg von Italien vor Gericht gestellt wurden, verschwiegen wird der Heldenmut des Polizeiregimentes Brixen, das den Eid auf den Führer verweigert hat und deswegen an der Ostfront verheizt wurde, verschwiegen wird, dass der Obmann des Andreas Hofer-Bundes und aktive Widerstandskämpfer Hans Egarter nach dem Krieg von der italienischen Justiz wegen seiner Kontakte zum österreichischen Widerstand verfolgt und von den italienischen Partisanen ausgegrenzt wurde. Es wurde und wird viel verschwiegen, aber mit gegenseitigen Vorhaltungen und Beschuldigungen, wie es dieser Artikel beispielhaft tut, wird man das Problem nicht lösen.
Antwort auf Man sollte auch erwähnen, von Hartmuth Staffler
In der Tat lohnt die
Korrekt, Staffler!
In der Tat lohnt die Auseinandersetzung mit den wenigen, die Widerstand geleistet haben. Es ist wichtig nachzuvollziehen, dass es im Angesicht des Verbrechens eine Wahl gab und einzelne entschieden haben. Helden.
Mit den Nazis ist es doch
Mit den Nazis ist es doch dasselbe. Alles unter den scheinheiligen Tiroler Teppich gekehrt. Wer hat sich denn alles bereichert in dieser Zeit durch die "Zusammenarbeit" mit den Nazis? Ein paar "ehrenwerte" Südtiroler Familien fallen mir da auf Anhieb ein. Aber "lei net rogln", Lieblingsspruch vom Einhaxerten. War ja selbst unter dem Hakenkreuz aktiv.
Der Beitrag ist lesenswert.
Der Beitrag ist lesenswert.
Mit Sicherheit wurde, vielleicht weniger durch Historiker, sondern vielmehr seitens der italienischen Nachkriegspolitik und der italienischen Bevölkerung, die Kolonialgeschichte Italiens zu wenig aufgearbeitet. Sie war, wie geschrieben, "von Menschenverachtung, Brutalität und Faschismus" geprägt.
Ob man wie die Freiheitlichen von einem Genozid sprechen kann? Soweit würde ich mich nicht aus dem Fenster lehnen, dies würde sicherlich einer noch genaueren historischen und juristischen Beschäftigung mit der Thematik bedürfen.
Ein Kritikpunkt: Der Hinweis auf die Freiheitliche Partei und ihren Antrag im Jahr 2009 ist fehl am Platz (Ich meine hier den gesamten Absatz). Er nimmt diesem Beitrag, dem man inhaltlich ganz oder teilweise zustimmen mag oder auch nicht, seine Neutralität und "degradiert" ihn zur Meinung. Oder war der Beitrag als solcher gedacht? Dann hätte der Autor/die Autorin seine/ihre Meinung zum Thema wesentlich häufiger und klarer zum Ausdruck bringen müssen.