Bildung
Unser Bildungssystem aus der Perspektive einer Südtiroler Maturantin. Michaela Golser über Leistungsdruck, vorgefertigte Konzepte und ihren derzeit größten Wunsch: nie mehr Schule.
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Frederik Frick Mi., 13.11.2013 - 07:20

Frau Golser, Gratulation. Sie haben es geschafft, dass ich mich, um dieses Interview zu kommentieren, hier angemeldet habe. Dieses Interview ist doch grotesk. Sie beschweren sich im Pädagogischen Gymnasium über den hohen Leistungsdruck und dabei ist gerade dieses die Schule, von der jeder weiß, dass sie zu den einfachsten Oberschulen zählt und jeder, der gern eine gute Matura ohne Aufwand hat, geht dorthin. Wer im Humanistischen scheitert, geht ins Pädagogische. So war es und so ist es. Natürlich scheinen Sie ein besonderer Freigeist zu sein. Es zähle in den Noten nicht, warum sollte man aufgrund von mangelnder Leistung nicht weiterkommen, warum bekomme man für etwas, was man gern macht, schlechte Noten. Ja geht's noch? Schule ist zum Lernen da. Es wäre doch grotesk, wenn man für jede Arbeit mit Freude eine 10 und für jede Arbeit mit Unfreude eine 4 bekäme. Wenn niemand sitzen bleibt, jeder gute Noten bekommt, sich jeder beim Singen und Tanzen entfalten kann, dann landen wir bei sowas wie einer Waldorf-Gesellschaft. Das kann nicht unser Ziel sein. Die Leistungen der Schüler werden immer schlechter. Die Leute wissen immer weniger. Die Allgemeinbildung geht den Bach runter. Das ist die Tendenz momentan. Und Sie beschweren sich darüber, dass Sie halt einmal lernen müssen. Es ist ein alter Hut, das zu sagen, aber andere Länder überholen uns. Es geht nicht, wenn Europa sagt, unsere Ressourcen sind das Wissen, weil sonst haben wir nichts, und die Leute sich gleichzeitig weigern, auf einem angemessenen Niveau zu lernen. Universitäten müssen in immer mehr Fächern Aufnahmeprüfungen einführen, weil die Leute von den Schulen mit zu wenig Fähigkeiten kommen. Juristen beschweren sich, dass die Studenten nicht mehr des Deutschen mächtig sind in einer Form, wie es für ein Rechtsstudium notwendig ist. Es muss in der Schule wieder mehr auf Leistung gesetzt werden. Die inflationären 100-CL-Maturas sind ein Epitom genau Ihrer Einstellung. Dass man alles geschenkt bekommen soll und möglichst keinen Aufwand will. Das geht einfach nicht. Das treibt unsere Gesellschaft in die falsche Richtung.
Am liebsten haben Sie Deutsch, aber wenn ich von diesem Interview auf Ihre sprachliche Kompetenz der Muttersprache schließe, muss ist sagen, es schaut düster aus. Auch die Aussage, dass man in England die Lehrer duzt, halte ich für unqualifiziert. Was sollte man auf Englisch auch sonst machen, your highness sagen oder wie? Ohne Höflichkeitsform in der Grammatik geht das Siezen halt schlecht.
Sie ziehen den schlechten Italienischunterricht als Beispiel heran, Sie behaupten, man brauche eine ganze Grundschule lang, um Lesen und Schreiben zu lernen... Der Italienischunterricht ist natürlich schlecht, aber was wollen Sie uns konkret damit sagen? Dass Sie keinen Englischunterricht wollen, bis Sie volljährig sind? Ich verstehe Ihren Standpunkt nicht. Das, was Sie hier verbreiten, geht auf keine Kuhhaut. Wenn Sie mit dem Pädagogischen schon überfordert sind, hätten Sie vielleicht eine andere Schule wählen sollen. Niemand ist gezwungen, Matura zu machen. Es gibt auch andere Schulen, manche, gar einige davon, werfen einem einen Abschluss geradezu nach. Wenn Sie sich wirklich für ein Medizinstudium entscheiden, eine kleine Warnung: Das mit dem Lernen wird nur noch mehr. Vielleicht sollten Sie es deshalb gleich lassen, sonst müssen wir in einem Jahr denselben Topfen noch einmal über Unis lesen. Wenn Sie zu "andersdenkend" sind für das Pädagogische, dann ist das eigentlich Ihr Problem. Nicht jeder braucht Matura. Entweder Sie beißen sich durch, oder, salopp gesagt, Pech gehabt.
Frau Pitro, dieses Interview war sehr schwach.

Mi., 13.11.2013 - 07:20 Permalink
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Puschtra Weisheiten Mi., 13.11.2013 - 09:35

Antwort auf von Frederik Frick

triffst Du, Michaela, den Nagel auf den Kopf. Danke für Deine Offenheit, Deine Ehrlichkeit.
Ich denke es geht nicht nur um das "Zu-viel-Lernen", es geht darum, wie dieses Lernen eingefordert wird. "Bulemie-Lernen", also möglichst schnell viel reinhauen, um auszukotzen wenn geprüft wird, und was bleibt dann hängen? Und dann geht es um die Beziehung zwischen Lehrern und SchülerInnen. Werde ich als SchülerIn auf meine Leistung reduziert? Bin ich auch noch Mensch, mit Stärken und Schwächen? SchülerInnen werden als faul, stur, frech und trotzig bezeichnet. Statt sie als kritische, hinterfragende, interessierte und eigenständige Menschen zu sehen. Wo bleibt da die Pädagogik?

Mi., 13.11.2013 - 09:35 Permalink
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Oskar Egger Mi., 13.11.2013 - 08:11

Bezüglich dieses "schwachen Interviews", wie es ein Kommentator bezeichnet, gäbe es allerhand zu sagen. Ich finde es z.B. sehr mutig, dass ein junges Mädchen, gerade total im System eingebunden und abhängig, den Mut hat, über ihr ganz persönliches Empfinden zu sprechen. Dafür kriegt sie gleich einen, ganz gehörig, auf die Schnauze. Das ist heute "normal" und der nächste Schritt ist die Drohung mit der Anzeige. Dann bleibt jeder gern still, weiterhin. So läuft das in der postmodernen Demokratie, der globalisierten. Es gäbe noch allerhand zu sagen über Leidensdruck und Unvermögen, Lerninhalte zu vermitteln, um nicht von ganz persönlichen psychischen Problemen zu sprechen. Es gäbe auch allerhand zu sagen über Pädagogik, die versucht, den Menschen als Gesamtbild in den Vordergrund zu stellen und sich mit der Frage beschäftigt "worin bist Du geschickt?". Es gäbe auch viel zu sagen über Folgen der "Ent-Autorisierung" der Eltern und Lehrer und somit der Absprache deren Kompetenz. Lass Dich nicht entmutigen, Michaela!

Mi., 13.11.2013 - 08:11 Permalink
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Frederik Frick Mi., 13.11.2013 - 10:05

Sie unterstellen mir faschistische Methoden. Ich habe nicht mit einer Anzeige gedroht, weswegen auch. Ich kann diese mutige Frau ja schlecht anzeigen, nur weil Sie mit der Schule überfordert ist. Das arme ins System eingebundene Mädchen? Ihre Aussagen entbehren jeder Grundlage. Heißt, den Menschen als Gesamtbild in den Mittelpunkt zu stellen und zu fragen, worin man gut sei, dass man irgendwas mit Medien studiert, nachdem man die Waldorf-Schule mit tausend Punkten abgeschlossen hat? Diese leeren Phrasen und dieses Gutmenschentum nützen niemandem, vor allem nicht den Schülern. Anstatt ihnen zu helfen, Wissen anzusammeln und damit schulische Leistungen zu erbringen und mündige Bürger zu werden, anstatt ihnen zu helfen, wichtige Fähigkeiten zu erwerben uns damit das Fundament für berufliche Leistungen zu legen, vertröstet man sie damit, dass das, was sie schon können, eh schon genug ist und man die Lebenszeit zum Entfalten braucht und die pöhse Gesellschaft einen unterdrücken will. Nein, beim Thema Bildung darf man nicht nachgeben. Die meisten Schüler werden Schule immer schon gehasst haben und deren Nutzen erst im nachhinein erkannt haben. Nur weil hier jemand seinen Hass auf Bildung auslässt, müssen wir das nicht als mutig loben. Bildung hat keinen Stellenwert mehr in der Gesellschaft. Es gibt für das Allgemeinwissen ja Google und denkintensive Arbeiten lassen wir andere machen. Vielleicht sollten wir alles, was Matura erfprdert

Mi., 13.11.2013 - 10:05 Permalink
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Frederik Frick Mi., 13.11.2013 - 12:01

Antwort auf von Frederik Frick

Umgekehrt wird ein Schuh daraus: Sie gehen davon aus, dass die Schüler überhaupt lernen wollen. Mit einer solchen Einstellung, mit dem Denken, dass ich das meiste Gelernte eh nie brauche, wird man auch nicht viel lernen. Natürlich kommt man auch und sogar ohne Mittelschulabschluss zurecht im Leben. Aber auch die Dinge, die sie aufzählen, beherrscht ein Großteil der Maturanten vermutlich mehr schlecht als recht. Ich wette, dass Division ohne Taschenrechner oder Smartphone für die meisten nicht geht. Prozentrechnung, dass ich nicht lache. Fertig studierte BWL-ler schaffen es nicht, europäische Staaten in EU und Nicht-EU zu unterscheiden. Es fehlt am Willen, da kann das beste System nichts dafür. (Das System ist natürlich nicht das beste, das ist auch mir klar)
Wenn Sie von mündigen Bürgern ausgehen, ist es nur logisch, dass Sie das Zwangsinstument Schule zum Lernen nicht für nötig erachten. Reden Sie einmal mit jungen Leuten und dann sehen Sie, welchen Willen die meisten Teenager zum Lernen haben: keinen. Und das Interesse ist dann noch umgekehrt proportional zum Verständnis und zu den Fähigkeiten. Je weniger man weiß, umso zufriedener ist man mit seinem Wissen. Womöglich auch mit dem Unwissen! In der Schule haben die meisten, die ich kenne, Kunstgeschichte gehasst. Mittlerweile sind alle froh, eine Grundkenntnis oder zumindest das Gefühl derselben zu haben. Die meisten Leute müssen Freude an Wissen und Freude an Bildung entwickeln. Freude am Lernen ist etwas Utopisches. das sehen aber viele nicht ein.

Mi., 13.11.2013 - 12:01 Permalink
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Frederik Frick Mi., 13.11.2013 - 10:06

Sie unterstellen mir faschistische Methoden. Ich habe nicht mit einer Anzeige gedroht, weswegen auch. Ich kann diese mutige Frau ja schlecht anzeigen, nur weil Sie mit der Schule überfordert ist. Das arme ins System eingebundene Mädchen? Ihre Aussagen entbehren jeder Grundlage. Heißt, den Menschen als Gesamtbild in den Mittelpunkt zu stellen und zu fragen, worin man gut sei, dass man irgendwas mit Medien studiert, nachdem man die Waldorf-Schule mit tausend Punkten abgeschlossen hat? Diese leeren Phrasen und dieses Gutmenschentum nützen niemandem, vor allem nicht den Schülern. Anstatt ihnen zu helfen, Wissen anzusammeln und damit schulische Leistungen zu erbringen und mündige Bürger zu werden, anstatt ihnen zu helfen, wichtige Fähigkeiten zu erwerben uns damit das Fundament für berufliche Leistungen zu legen, vertröstet man sie damit, dass das, was sie schon können, eh schon genug ist und man die Lebenszeit zum Entfalten braucht und die pöhse Gesellschaft einen unterdrücken will. Nein, beim Thema Bildung darf man nicht nachgeben. Die meisten Schüler werden Schule immer schon gehasst haben und deren Nutzen erst im nachhinein erkannt haben. Nur weil hier jemand seinen Hass auf Bildung auslässt, müssen wir das nicht als mutig loben. Bildung hat keinen Stellenwert mehr in der Gesellschaft. Es gibt für das Allgemeinwissen ja Google und denkintensive Arbeiten lassen wir andere machen. Vielleicht sollten wir alles, was Matura erfordert, nach China outsourcen.

Mi., 13.11.2013 - 10:06 Permalink
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Sybille Tezzele Mi., 13.11.2013 - 11:05

(Oliver: dein Zitat in einem Kommentar weiter unten)
Ganz genau.
Ich möchte bei dieser Gelegenheit darauf hinweisen, dass es in Italien eben Bildungs- und nicht Schulpflicht gibt (Verfassung). Das heißt, jedem Kind steht das Recht auf Bildung zu und es herrscht die Pflicht zur Bildung, aber das heißt nicht, dass es ausschließlich durch die Schule geschehen muss.

Mi., 13.11.2013 - 11:05 Permalink
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Profil für Benutzer Frederik Frick
Frederik Frick Do., 02.01.2014 - 08:39

Was macht denn dieser Schund schon wieder auf der Titelseite?

Do., 02.01.2014 - 08:39 Permalink