Schule
Der höchste Schulbeamte Südtirols, Vincenzo Gullotta, hat in einer Sondersitzung die Noten seines Sohnes nach oben korrigieren lassen. Ein skandalöser Ausrutscher.
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Salto User
Manfred Gasser Mi., 17.06.2020 - 07:07

Na dann liebe Eltern, auf zu den Direktoren, auf dieses procedere hinweisen, und keine Note unter acht akzeptieren.
Und bitte hier melden, sollten ihre berechtigten, oder nicht, Einwände nicht berücksichtigt werden. Was dieser sovrintendente kann, können Sie doch auch, oder?
Ich freu mich schon, wir werden bald das bestbenotetste Schulsystem der Welt haben.

Mi., 17.06.2020 - 07:07 Permalink
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Katja Renzler Mi., 17.06.2020 - 08:42

In mittlerweile fast 20 Jahren Unterrichtstätigkeit (Mittel- und Oberschule) habe ich solche Einmischungsversuche der Eltern immer wieder erlebt. Meistens geschieht dies kurz vor den Notenkonferenzen, wenn Feuer am sprichwörtlichen Dach ist, und (Überraschung!) meistens sind es Eltern aus recht privilegierten Kreisen, welche die Türklinke zu den Büros der Direktor*innen putzen gehen. In der Notenkonferenz selbst wird man als Lehrperson von oben (also von Seiten der Schulführungskraft) in solchen Fällen dann schon mehr oder weniger unverblümt in eine gewisse Richtung gelenkt (Drohung: Rekurs; teilweise Vorbringen von abstrusen und nicht belegten Gründen). Natürlich spielt es eine Rolle, ob man als Lehrperson die Bewertung auch gut nachvollziehbar (d.h. klar begründet) und möglichst objektiv im Sinne der Berufsethik gestaltet- und wie in jedem Beruf gibt es leider auch in der Schulbranche "problematische" Fälle von Voreingenommenheit, egal, auf welcher Ebene des Organigramms.
Auch, wenn man als Lehrperson in der abschließenden Notenkonferenz eigentlich nicht einzuknicken bräuchte, haben speziell junge und nur befristet angestellte Lehrpersonen (z.B. in Direktbeauftragung) in solchen delikaten Fällen oft keine andere Wahl, als dem Druck nachzugeben. Ich rate daher dazu, sich erstens mit Kolleg*innen im Vorfeld der Konferenz sachlich über die Problematik auszutauschen und zweitens, in solchen Fällen rechtzeitig beim Schulamt anzurufen und diesem die Sachlage objektiv zu schildern. Das Schulamt weiß um solche Fälle und ihm ist jedenfalls an Korrektheit gelegen (ich kann mich an einen Fall erinnern, wo die Schulführungskraft kurz nach einem solchen Hinweis ans Schulamt unerwartet sachlich bzw. unparteiisch wurde). Auch, wenn Papier gewissermaßen geduldig ist, gilt das verfassungsrechtlich abgesicherte Recht auf Gleichbehandlung! Auch für diejenigen, die nicht Klinke(n) putzen gehen können oder wollen.

Mi., 17.06.2020 - 08:42 Permalink
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David Gebhardi Mi., 17.06.2020 - 09:15

Hier zeigt es sich wieder, das Noten oder Beurteilungssysteme den Lernstand eines Studenten nur unzureichend wiedergeben. Stattdessen sollten Lehrbeauftragte die Leistungen der Studenten anhand von Gesprächen und schriftlichen Berichten erarbeiten.
Das heutige Beurteilungssystem, welches als Ursprung das Notensystem der fleißigen Jesuiten in sich trägt, führt nur zu Neid und Hader und gibt niemals den wirklichen Stand eines Studenten wieder. Es wäre an der Zeit, allg. darauf zu verzichten …

Mi., 17.06.2020 - 09:15 Permalink
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Katja Renzler Mi., 17.06.2020 - 09:34

Antwort auf von David Gebhardi

Dem möchte ich vollinhaltlich zustimmen. Leider wird die Metrifizierung des Lebens (also seine Vermessbarkeit) in der neoliberalen Effizienzdenke immer weiter fortschreiten.
Ich kenne viele Lehrpersonen, die das arbiträre Notensystem lieber heute als morgen abschaffen wollen würden- aus Gründen der Motivation der Schüler*innen und auch deshalb, weil eine Note letztendlich nie objektiv gelingen kann.
Nicht zuletzt sind es aber leider und ausgerechnet oft Universitäten und nicht zuletzt potenzielle Arbeitgeber*innen, die nach einem quantifizierbaren Leistungsniveau und also nach einer Abschlussnote fragen.

Mi., 17.06.2020 - 09:34 Permalink
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G. P. Mi., 17.06.2020 - 09:48

Noten werden überbewertet. Im späteren Leben des Schülers ist es vollkommen irrelevant, ob er nun in diesem oder jenen Fach eine 6, eine 7, oder eine 8 erhalten hat. Vor allem mit diesem Hintergrund kann ich die Vorgehensweise des Herrn nicht verstehen.

Mi., 17.06.2020 - 09:48 Permalink