Sprache lernen im Abseits

In Südtirol wird darüber diskutiert, ob eigene Deutschförderklassen für neu zugewanderte Kinder eingeführt werden sollen. Ziel sei es, Kindern mit geringen Deutschkenntnissen durch gezielten und getrennten Sprachunterricht bessere Voraussetzungen für den Schulbesuch zu geben. Das soll Chancengleichheit herstellen. Doch ein Blick über die Grenze nach Österreich zeigt: Die Umsetzung eines solchen Modells kann genau das Gegenteil bewirken.
Seit 2018 gibt es in Österreich sogenannte Deutschförderklassen. Eingeführt wurden sie unter der damaligen rechtskonservativen ÖVP-FPÖ Regierung, als Teil eines migrationspolitischen Schwerpunkts: Kinder mit nicht-deutscher Familiensprache sollten zunächst intensiv Deutsch lernen, bevor sie am Regelunterricht teilnehmen. Die Maßnahme wurde schnell und flächendeckend umgesetzt, ohne Pilotphase.
„Institutionelle Diskriminierung beginnt mit einem Schuleingangsscreening.“
Doch die Realität in den Schulen sei anders als die Wunschvorstellung der Politik, erklärt Sepideh Hassani von der Universität Wien. Der Schulalltag werde für die betroffenen Kinder zunehmend zum Spagat zwischen Ausgrenzung, Überforderung und fehlender individueller Unterstützung, das zeigt eine multiperspektivische Studie zu den Deutschförderklassen (2022-2025) unter der Leitung von Susanne Schwab und Sepideh Hassani der Uni Wien. Die Bildungswissenschaftlerin Hassani warnt im Gespräch eindringlich vor den Folgen von Deutschförderklassen: „Institutionelle Diskriminierung beginnt mit einem Schuleingangsscreening.“
Sehr vernünftige…
Sehr vernünftige Erkenntnisse von Frau Hassani. Die nur -e i n m a l- verfügbare Zeit für die schulische Ausbildung, "darf nicht durch Ausgrenzungen gestört werden."
Sprachliche - + Defizite in den anderen Fächern, "sind ZEIT-gerecht mit ausreichend Lehrkräfte zu beheben!"
Was diese Studien nicht…
Was diese Studien nicht sagen ist, wieviele muttersprachliche Kinder es in einer Regelklasse braucht, damit nichtmuttersprachliche Mitschüler von ihnen profitieren. Wenn sich in einer Klasse nur 1-2 davon befinden, wohinein sollen die anderen integriert werden und wie die Sprache lernen, die sie selbst nicht mitbringen? Es ist die Sprache, die die Schüler untereinander sprechen, die den Lernerfolg bedingt. Und die ist in den beschriebenen Größenverhältnissen erfahrungsgemäß nicht Deutsch.
Nicht Südtirol kann von…
Nicht Südtirol kann von Österreich lernen, sondern umgekehrt. Die Wiener sollen sich die Sprachförderung durch die Sprachenzentren und Sprachlehrer/innen in Südtirol ansehen. Südtirol macht bereits genau das, was die Forscherinnen fordern.