Glaube
Die katholische Kirche ist im Wandel. Johanna Brunner, Oliver Schrott und Don Paulo Renner über die Entwicklung der Südtiroler Kirche und Homosexualität. Es brauche Veränderung. „Ansonsten hat sie keine Daseinsberechtigung mehr.“
Johanna Brunner: „Da wartet die ganze Welt darauf, dass sich langsam ein Ruck tut.“ Foto: Privat

Im Rahmen der kirchlichen Kreise gäbe es Menschen, die nicht glücklich über die Verbindung von Glaube und Homosexualität seien. „Sie sind immer noch der Meinung, dass diese Kombination nicht existieren sollte und sie bevorzugen Angebote, die näher am Katechismus* gehalten sind“, erklärt Johanna Brunner, Mitglied der Arbeitsgruppe „Glaube und Homosexualität“ der Diözese Bozen-Brixen. Die Gruppe setzt sich aktiv mit dem Thema sexueller Orientierungen in der katholischen Kirche auseinander. Als Leiterin des Amtes „Ehe und Familie“ erklärt Brunner, dass die Gründung von der Diözese 2022 nicht nur auf offene Ohren gestoßen sei. Zwar habe es viel positive Rückmeldung gegeben, aber auch Skepsis und Angst waren damit verbunden. 

Oliver Schrott, ehemaliger Religionslehrer und Geschäftsleiter des Jugenddienst Meran, ist der Auffassung, dass viele Menschen immer noch unwissend seien. „Wenn man vor etwas Angst hat, dann reagiert man automatisch schlechter und ist möglicherweise dagegen.“ Hier seien vor allem Events und Aktionen wie der vergangene Pride-Abend in der Jugendkirche Meran wichtig. Menschen müssten aufgeklärt werden. Don Paolo Renner, Theologe und ehemaliger Professor an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Brixen, sieht keinen Widerspruch im Errichten einer solchen Arbeitsgruppe. Die Wissenschaft habe gezeigt, dass die Homosexualität eine normale Orientierung vieler Menschen sei. „Deswegen hat die Kirche ihre Haltung geändert und sich an die Zeit angepasst“, betont Renner. Bereits in der Vergangenheit haben sich Päpste ausdrücklich gegen die Diskriminierung und Ausgrenzung Homosexueller ausgesprochen. „Das ist nicht mehr kompatibel mit der Lehre Jesu, der alle Menschen angenommen hat, allen Mut gemacht hat und niemanden ausgegrenzt hat“, so Renner.

 

„Uns ist bewusst, dass man von Bozen aus nicht die Welt bewegen kann.“ 

 

Obwohl die Bezeichnung „Glaube und Homosexualität“ sehr eng geführt sei, wolle man sich an alle Menschen mit unterschiedlichen sexuellen Orientierungen wenden. Die  vorherrschende Lehrmeinung der Kirche sage klar, was sie von der Homosexualität halte. Aus moraltheologischer Sicht spreche der Katechismus* eine eher ausschließende Sprache. „Wir sind keine Gruppe, die sich auf weltkirchlicher Ebene einsetzt, um die Lehre der katholischen Kirche zu verändern. Uns ist bewusst, dass man dafür sehr viel Energie investieren müsste und von Bozen aus nicht die Welt bewegen kann“, erklärt Brunner. So orientiere man sich daran, betroffenen Menschen vor Ort zu helfen und ihnen Halt zu geben. Renner ist der Ansicht, dass Arbeitsgruppen wie diese ein Zeichen setzen, dass alle Menschen in der katholischen Kirche willkommen seien. „Ob es gleichgeschlechtliche Liebe ist oder heterosexuelle, das ist zweitrangig. Die Hauptsache ist, dass diese zwei Menschen eine stabile Gemeinschaft bilden.“

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Profil für Benutzer Arne Saknussemm
Arne Saknussemm Mo., 26.08.2024 - 08:21

„ .. die Vereinbarkeit von Homosexualität und Glauben ..“ - Falscher Titel!
„Die Vereinbarkeit von Homosexualität und Kirche“ wäre richtig!
Diese Arroganz der Kirche, uns weiszumachen, daß nur Kirchengänger glauben könnten muß endlich aufhören!
Die katholische Kirche ist nicht im Wandel, das ist eine Mär! Es ist Teil ihrer Beständigkeit, daß sie sich nicht wandelt! Ich höre dieses Blabla seit Jahrzehnten!
Und ja, es braucht Veränderung, also keine Kirche!

Mo., 26.08.2024 - 08:21 Permalink
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Profil für Benutzer Hartmuth Staffler
Hartmuth Staffler Mo., 26.08.2024 - 14:04

Die katholische Kirche ist den gesellschaftlichen Entwicklungen immer hinterhergelaufen und hat sich dann, wenn auch mit Verspätung angepasst, im Gegensatz zu anderen Regionen wie der Islam, die noch im Mittelalter stehen geblieben sind. Da gesellschaftliche Veränderungen immer schneller ablaufen, tut sich auch die katholische Kirche immer schwerer, der Entwicklung nachzulaufen.

Mo., 26.08.2024 - 14:04 Permalink
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Profil für Benutzer Johannes Engl
Johannes Engl Sa., 31.08.2024 - 17:23

Beim 2.Vatikanischen Konzil zum Beispiel wurde ein Wende vollzogen. Auch wenn es eher eine Rückbesinnung auf die wertvollen Wurzeln des Christentums war.

Sa., 31.08.2024 - 17:23 Permalink
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Salto User
Claudio Sa., 21.09.2024 - 10:13

Die Arbeitsgruppe HS u. Glaube will an dem Gay Pride Marsch in BZ nächstes Jahr mitgehen? Die Kirche hat ihre eigene Doktrin zum Thema und distanziert sich von der Regenbogen-Ideologie. Sie akzeptiert und respektiert alle, heißt aber nicht alles gut. Sie muss als Kirche an der Bibel festhalten. Don Paolo u. Johanna Brunner arbeiten gegen den Weisungen der Kirche. In einem weltlichen Betrieb würde so etwas nicht tolleriert, wenn bezahlte Mitarbeiter gegen das Firmenprinzip verstossen. Apropos Veränderung: Die vielen von HS betroffenen Frauen u. Männer, die eine Veränderung iher Kondition anstreben, werden diskriminiert (von der eigenen Kirche)

Sa., 21.09.2024 - 10:13 Permalink