Nachhaltigkeit ist eines der zentralen Themen, mit denen sich die Menschheit aktuell beschäftigt. Auch der neuen Landesregierung scheint sie am Herzen zu liegen. In der Präambel des Regierungsprogrammes 2024-2028 steht folgender Wortlaut: […] „Dazu werden wir uns für eine nachhaltige Entwicklung einsetzen, die Umweltschutz, Bildung, Wirtschaftswachstum, soziale Gerechtigkeit und Sicherheit gleichermaßen berücksichtigt.“
Zu den Schwerpunkten zählen unter anderem: „Das individuelle und kollektive Streben nach Lebensqualität, Sicherheit, Fortschritt und Entwicklung darf nicht zu Lasten der kommenden Generationen gehen, weshalb wir unsere Regierungstätigkeit nach den Grundsätzen der sozialen, ökologischen und ökonomischen Nachhaltigkeit ausrichten. Ein weiterer Schwerpunkt: Maßnahmen zur Erreichung der Klimaneutralität im Jahre 2040 sowie zum Schutz und zur Förderung der Biodiversität.“
Wenn es um Nachhaltigkeit in Südtirol geht, weiß einer ganz genau Bescheid: Klaus Egger, der Sonderbeauftragte für Nachhaltigkeit der autonomen Provinz Bozen.
SALTO: Herr Egger, das Land besitzt eine sogenannte „übergreifende Vision für nachhaltige Entwicklung“, welche Maßnahmen beinhaltet diese?
Klaus Egger: Alleine der Klimaplan beinhaltet 157 Maßnahmen. Wenn wir aber von nachhaltiger Entwicklung sprechen, so ist von den 17 Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen die Rede. Diese betreffen ökologische, soziale und ökonomische Ziele, und bilden die diesbezügliche Vision für das Land. Die Landesregierung hat die Nachhaltigkeitsstrategie namens „Everyday for Future“, anhand der Ziele der Vereinten Nationen erstellt. Heruntergebrochen in Maßnahmen und angepasst an unser Territorium. Zusätzlich zu den genannten im Klimaplan, finden sich weitere ca. 100 in der Nachhaltigkeitsstrategie und in den weiteren sektoralen Strategieplänen des Landes. Da geht es dann auch um Maßnahmen im Bereich der Biodiversität, der sozialen Gerechtigkeit oder der Kreislaufwirtschaft. Ein Beispiel für konkrete Maßnahmen sind Förderungen von Photovoltaik, thermische Sanierung oder Energiespeicher etwa. Diese sind, durch die Maßnahmen der Landesregierung, in den letzten zwei Jahren um 238 Prozent gestiegen. Ein weiteres Beispiel ist die technische Untersuchung der Dachflächen aller öffentlichen Gebäude, um diese mit Photovoltaiksystemen auszustatten. Für dasselbe Vorhaben bei Schulen gibt es auch bereits einen konkreten Zeitplan. Solche Maßnahmen gibt es noch unzählige weitere.
„Wir sind alle gefragt, uns mehr zu trauen und auch zu vertrauen“
Sie sind der Meinung, dass es mutiger Entscheidungen bedarf, um Südtirol nachhaltig zu entwickeln. Welche sind diese?
Mutig ist dem Sinne gemeint, dass wir als Gesellschaft, und das betrifft die Politik, die Wirtschaft und uns alle als einfache Bürger gemeinsam, uns vielleicht mehr trauen sollten, neue Wege zu erforschen und auszuprobieren. Ich habe oft in Diskussionen das Gefühl, dass man sich vor neuen Wegen scheut, da sie nicht dem Bekannten entsprechen und ja, weil sie auch mal schief gehen können. Aus diesem Grund werden gewisse Themen oft ungern angegangen, weil man nicht weiß, wie das Ergebnis aussieht. Hinzukommt dann auch noch, dass manche Gruppierungen nicht so leicht verzeihen, wenn etwas schief geht. Deshalb sind wir alle gefragt, uns mehr zu trauen und auch zu vertrauen. Der Landeshauptmann lebt diesen Mut vor, und bekommt dafür nicht immer Blumen geschenkt. Diesen Mut meinte ich. Konkret habe ich diese genannte Aussage im Zusammenhang mit Kreislaufwirtschaft in der Ernährung getroffen, da ich der Meinung bin, dass sich das Ernährungssystem, ähnlich wie andere Systeme in Südtirol, in den nächsten zehn bis zwanzig Jahren sehr stark ändern wird müssen. Ich bin deshalb überzeugt, dass wir Mut für Neues und eventuell auch teilweise Verrücktes brauchen. Hier ein konkretes Beispiel: Das Unternehmen „Solos“, besitzt eine Aquaponik-Farm im Unterland. Aquaponik ist an und für sich nichts komplett Neues. Für Südtirol jedoch ein Signal, dass es auch anders gehen könnte.
Klaus Egger spricht im…
Klaus Egger spricht im obigen Interview von sieben Handlungsfeldern, darunter auch: „Schutz und Erhalt des Naturraumes, sprich Biodiversität“.
Klingt alles ganz schön und gut! Aber wie schauts mit der Umsetzung aus?
Erlaube mir auf ein Gespräch mit Herrn Egger im Jahre 2020 in seinem Büro im Landhaus 1 hinzuweisen. Gemeinsam mit einer Umweltaktivistin hatte ich einen Termin bekommen. Es ging dabei um die Rodung des Brixner Auwaldes für ein 3D-BETON Drucker Gebäude der Firma Progress. Bereits während des Gesprächs haben wir sofort mitbekommen dass Klaus Egger auch nur die Ausgleichsmassnahmen dieser Waldrodung (Erweiterung der Millander Au in eine Bauschutt- bzw. Mülldeponie mit Altölvorkommen) sieht und nicht für den Schutz des Auwaldes eintretet.
Am Ende des Gesprächs sagte uns Herr Egger noch:
60 % für die Umweltgruppe Eisacktal (bevorzugen auch die Ausgleichsmassnahmen)
40 % für euch Verteidiger des Auwaldes
N.B. Es dauerte nicht lange und auch Landeshauptmann Kompatscher stimmte im Landtag gegen einen Beschlussantrag zur Rettung des Brixner Auwaldes.
Spätestens zu dem Zeitpunkt war mir klar geworden, dass es sicherlich vorab Gespräche gegeben hat zwischen der Firma Progress bzw. der Gemeinde Brixen mit der Spitze der Landespolitik. Ansonsten hätte obige Firma ja auch nicht 300!! Euro pro Quadratmeter bzw. insgesamt 9.140.000 Euro für 2 Hektar Wald und 1 Hektar Wiese bezahlt!
Fazit: man war sich sicher dass diese Bauleitplanänderung vom Land genehmigt wird…..
In risposta a Klaus Egger spricht im… di Franz Pattis
Dürfte man höflicherweise…
Dürfte man höflicherweise erfahren, wer der ursprüngliche Eigentümer dieses Grundstücks war? Sollte es die Kirche sein, wäre mir persönlich zumindest einiges klar. Danke
Das ist eben der Unterschied…
Das ist eben der Unterschied zwischen Wahrheit und Dichtung. Klingt eher nach Experten in Greenwashing.
„Der…
„Der Nachhaltigkeitssonderbeauftragte“ … das ist doch ein Witz oder?
Schon die Verwendung des…
Schon die Verwendung des Begriffs "Territorium" löst in mir bla-bla-Alarm aus.
Wer glaubt aber noch immer, dass wir uns bei diesem Thema bla-bla leisten können?