Fritto Misto
Gröden will die illegalen Camper loswerden. Warum bloß die?

Mit Freuden entnehme ich der Neuen Südtiroler Tageszeitung, dass unser LH Stinkern den Riegel vorgeschoben hat: „Oldtimer und Auto-Freizeitevents mit Verbrennungsmotoren“ sollen keine Genehmigungen mehr erhalten, aus umwelttechnischen und Nachhaltigkeits-Gründen. 

 

Irgendwo müssen wir ja mal anfangen mit dem Klimaschutz.

 

Ein bissl Wehmut verspür ich da, weil Oldtimer halt oft wirklich sehr, sehr schöne Fahrzeuge sind, während moderne Fortbewegungsmittel zunehmend aussehen wie von Kindergartler-Hand gemalt. Gleichzeitig applaudiere ich aber auch kräftig: Irgendwo müssen wir ja mal anfangen mit dem Klimaschutz. Und dann hätte ich da auch schon die nächste Idee parat, die ich dem Landeshauptmann ins entschlossene Nachhaltigkeits-Ohr flüstern möchte: Verbieten wir doch die Camper, dai! Nicht nur die illegal geparkten, auf öffentlichen Parkplätzen dauerhaft abgestellten, bei findigen Bauern deponierten oder kess in der Wildnis platzierten, sondern generell: ALLE. Machen wir Südtirol zur camperfreien Zone. Zum begehrtesten campingfreien Lebensraum Europas. Wäre das nicht was? 

Machen wir Südtirol zur camperfreien Zone. Zum begehrtesten campingfreien Lebensraum Europas.

Bevor Campingplatzbetreiber jetzt empört aufjaulen und Camping-Aficionados ihre Tanks für den Shitstorm heranschleppen, muss ich erklären: Ja, ich bin das Problem. Nein, ich habe mit Camping nix am Hut. Ich verstehe den Hype nicht. Ich staune darüber, wie viele Familien im Bekanntenkreis sich in den letzten Jahren einen Camper zugelegt haben (zu diesen Preisen!!!), und darüber, dass die Anzahl der Campingplätze in Südtirol sich innerhalb von 15 Jahren quasi verdoppelt hat. Denn Camping ist für mich eine Art von Urlaub, die meiner Vorstellung von Urlaub diametral entgegengesetzt ist. Ich bin, ich gebe es gern zu, in dieser Hinsicht die Prinzessin auf der Erbse: Ich will ein bequemes Bett, ich will ein Badezimmer nur für mich, ich will nicht irgendwo, auf einem staubigen Platz, umzingelt sein von anderen Urlaubern und deren Geräusche hören: Ich will, nicht nur im Urlaub, meine heilige Ruhe.

Und vor allem will ich nicht mein ganzes Grafflzeug von Zuhause mitschleppen, mein Nudelsieb und mein Kehrbesele, die Maxipackung Klopapier und den Fünf-Kilo-Sack Nudeln. Wer das gern tut, der soll es machen, Respekt dafür und SUUM CUIQUE; es soll ja auch eine kostengünstigere und daher familienfreundlichere Art von Urlaub sein, weil man quasi seinen Haushalt (und ja, auch die Haushaltsarbeit!) mitführt, was ich aber angesichts der ordentlich gestiegenen Preise für Stellplätze bezweifle. Also, no offense. Aber insgeheim bin ich halt überzeugt, dass der Spruch „Der Tourist zerstört, was er sucht, indem er es findet“ in Hinblick auf die Camper derart abzuwandeln ist, dass die erst gar nicht suchen. Die wollen in ihrem Wohnzimmer verreisen. Not all Camper, ich weiß. 

Wenn man Camper hier allgemein an der Provinzgrenze abwimmeln könnte, dann wäre man einige Probleme los, insbesondre zur eh schon wieder quasi hinterm Eck lauernden Mercatino-Zeit: Verstopfte Straßen, Abgase, Ärgernis über Camper, die sich in Gassen hineinmanövrieren, aus denen sie dann nicht mehr herauskommen mit ihren rollenden Kleinfamilienhäusern, und ja eben, diese lästigen illegalen Camper. 

 

Kann denn Schlafen Sünde sein? 

 

Wolkenstein zeigt sich diesbezüglich ja kreativ und will jetzt einfach das Schlafen im Auto außerhalb von Campingplätzen verbieten. Was ich einen guten Ansatz finde, aber halt in der Umsetzung schwierig weil: Was, wenn es nur ein Naunggerle war? Was, wenn die nachts nur im Camper sitzen? Wenn die noch gar kein Pyjamerle anhaben? Wenn nur die Kinder schlafen? Kann denn Schlafen Sünde sein? Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte räuspert sich schon mal. Diese Unklarheiten würde ich mit einem generellen Camperverbot einfach umgehen, wobei: Man könnte sie auch einfach verlagern. In den strukturschwachen, nach Tourismus lechzenden (ja, es gibt auch die) Gemeinden Südtirols könnten Campingplätze erlaubt sein, damit die Urlauber dort die Wirtschaft ankurbeln. Dann gibt’s dort auch wieder ein Ladele, ein Gasthaus, eine Bar. Mehr als zehn Kilometer dürften sie sich dann aber nicht mehr vom Stellplatz entfernen, weil wir sonst wieder das Problem mit dem Verkehr haben, wenn die dann quer durchs Land nach Gröden trudeln müssen. Dafür dann bitte die Öffis nutzen. Camp mitn Zug!

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Michael Kerschbaumer Fr., 19.09.2025 - 18:54

Sauber. zu 100% einverstanden. In Südtirol sind Campingplätze meistens nur die Vorbereitung für das nächste Hotelressort. Hat schon lange nichts mehr mit Campen und Natur zu tun. Was man zum Vorstoss des Piefke saga Tales sagen soll..nichts. Die haben ohnehin bereits jede Würde hinter sich gelassen.

Fr., 19.09.2025 - 18:54 Permalink
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dp Fr., 19.09.2025 - 20:31

Topp statt sich mit solche Problemchen zu beschäftigen sollte die Landesregierung das Problem leistbare Wohnen gewissenhaft und ehrlich angehen.
SVP und Umweldschutz da lachen ja die Hühner.

Fr., 19.09.2025 - 20:31 Permalink
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Skifahrer So., 21.09.2025 - 09:18

Antwort auf von dp

Man schränkt bei denen ein, wo wenig Geld ausgeben im Tal. Auf der Sellaronda hat man praktisch schon ein Camperverbot. Es wurde alle Ausweichstellen mit Schotterhaufen zugemacht. Ein langsames Fahrzeug ganz praktisch nicht mehr auf eine Ausweichstelle fahren.

So., 21.09.2025 - 09:18 Permalink
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DieterN Sa., 20.09.2025 - 17:25

Und Aus!
Ich werde mich hüten, bei einem derart ungastlichen Volk Urlaub zu machen, bin kein Camper aber die Einstellung die im Kommentar durchschimmert würde sogar in der Schweiz als Abzockermentalität bezeichnet.
Geld ist willkommen, die Leute aber nicht. Bin doch kein Bankomat!

Sa., 20.09.2025 - 17:25 Permalink
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G. P. Sa., 20.09.2025 - 19:33

Wieder einmal ein Gesetz, welches in der Praxis nicht bzw. kaum anwendbar ist und somit nur auf dem Papier existiert.

Sa., 20.09.2025 - 19:33 Permalink
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Skifahrer So., 21.09.2025 - 07:29

War gerade diese Woche im Südtirol in einem Hotel. Besitze kein Camper. Wollte den nächsten Skiurlaub dort verbringen. Aber nach diesem Artikel mit der Begründung Umweltschutz, habe ich jetzt ein schlechtes Gewissen, wenn ich dort in der Zukunft noch den Urlaub verbringe. Ich respektiere diesen Entscheid, leiste meinen Beitrag für den Umweltschutz und bleibe zukünftig in der Schweiz. Also Tschau schönes Südtirol.

So., 21.09.2025 - 07:29 Permalink
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Skifahrer So., 21.09.2025 - 07:51

Eines stimmt. Alte VW Bus mit defekten Motoren, wo rauchen wie eine Pest sind wirklich ein Problem. Solche Fahrzeuge sollten nicht mehr zugelassen werden. In der Schweiz würden denen die Fahrbewilligung entzogen.

So., 21.09.2025 - 07:51 Permalink
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Skifahrer So., 21.09.2025 - 08:04

Umweltschutz geht doch ganz einfach in Wolkenstein. Ihr müsst die Hälfte eurer Hotels abreissen. Dann die freie Fläche begrünen. Event ein Zeltplatz nur für kleine Zelte erstellen. So seit ihr innert Kürze sehr nachhaltig und umweltbewusst.

So., 21.09.2025 - 08:04 Permalink
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Christian I So., 21.09.2025 - 15:21

Gut so! Lästige Kolonnenverursacher haben wir eh schon zu viele, also ist ein Camperverbot willkommen!
Nächster Schritt: Motorradverbot.
Und schön langsam haben wir wieder mehr Lebensqualität.

So., 21.09.2025 - 15:21 Permalink
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Evelin Grenier Mo., 22.09.2025 - 14:11

Man kann nicht immer alles pauschalisieren.

Es gibt Gebiete wo sehr ruhig ist und ein paar Campers benehmen sich gut und hinterlassen keinen Müll, dort ist es freilich ok auch wild zu campen.

In vielen anderen Gebieten, die unter Übertourismus leiden sind mehrere Regeln notwendig um für alle das Überleben möglich zu machen.

Auch in Norwegen, wo der berühmte Allemansretten (das Recht wild zu campen) so gut wie heilig ist, sind in einigen Gebieten Verbote notwendig gewesen.
Auch in im UK hang fast überall in den Parkplätzen Verbot für das Nachtparken, unabhängig ob es sich um ein Auto oder ein Camper handelt.

Ich selbst reise oft mit einem Wohnwagen und gehe fast immer in den Campings übernachten.

Grundsätzlich muss man für die Meinung und das Leben der lokalen Bevölkerung immer Respekt haben. Denn jedes Verbot birgt ein Problem in sich, dessen Lösung für die lokale Gemeinschaft sehr wichtig ist.

Mo., 22.09.2025 - 14:11 Permalink
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Salto User
frivisen@gmail.com Mo., 22.09.2025 - 15:29

Ich verstecke es nicht . Ich habe seit 40 Jahren ein Wohnmobil und habe es gekauft , weil ich libe es so in den Urlaub zu machen und ich finde, niemand sollte meinem Beispiel folgen. Ich möchte zunächst sagen, dass es unhöfliche und anmaßende Menschen gibt, die in allen Kategorien verteilt sind und sie sind nicht zu rechtfertigen . Bei der Beschreibung der Probleme des Tourismus werden Camper für alle Übel verantwortlich gemacht, wobei vergessen wird, dass sie nur einen minimalen Prozentsatz der Touristenmasse ausmachen. Warum geben wir den Campern die Schuld für Verkehr und Parkplatzbelegung, wenn sie bestenfalls eins von hundert Fahrzeugen ausmachen? Warum sagen wir, dass aus diesen Fahrzeugen organische Abfälle entsorgt werden, selbst wenn sie mit speziellen Tanks ausgestattet sind, wenn auf den Bereichen vor den Skiliften, die nur von Autos genutzt werden, der Winterschnee unendlich viele gelbe Flecken, Toilettenpapier und Müll freilegt, die dort zurückgelassen werden auch weil Unterkunftsausstattung sich weigern, eine gesetzlich vorgeschriebene Dienstleistung zu erbringen?
Manche beklagen, dass Camper gegen die guten Sitten verstoßen und vergessen, dass ihnen ein geschützter Umfeld gehört, mit oder ohne Räder, während normale Autofahrer manchmal ihren Hintern auf Parkplätzen oder am Straßenrand zeigen.Und schließlich nehmen Camper bei ihrer Heimkehr ihr Hab und Gut mit, während Hotels, die unsere Umwelt zerstört haben, dauerhaft belegt bleiben. Laut dem Buchungsportal VIVOAltoAdige gibt es in der Provinz Bozen rund 10.000 Gaststätten und 115 Campingplätze. Keine Sorge, Sie werden nicht kontaminiert. Wir führen einen Krieg zwischen den Armen, und das wird die Probleme nicht lösen. In Gebieten, in denen der Tourismus gesättigt ist, haben sich alle Probleme vervielfacht. Das ist immer denen zuzuschreiben, die eine einseitige Entwicklung der Wirtschaftstätigkeit wollten und finanzierten, die nur bestimmte soziale Gruppen begünstigte. Es ist nicht richtig, andere zu verbieten um , ich möchte niemanden beleidigen , private Interessen zu fördern.

Mo., 22.09.2025 - 15:29 Permalink