SALTO: Herr Festi,was ist das Schlimmste an dem Vorfall in Gargazon?
Alex Festi: Das Schlimmste ist sicher, dass dieser Zwischenfall nur einer von vielen in den letzten Jahren war. Das heißt, dass in kleineren Fließgewässern, kleineren Bächen, vor allem hier in der Zone von Tschögglberg, aber auch teilweise im Vinschgau oder in der Brixner Gegend und im Unterland oft Gewässer austrocknen, weil das gesamte Wasser für Bewässerungszwecke entnommen wird. Dieser Vorgang dauert oft nur wenige Stunden und wenn das Wasser am nächsten Tag wieder normal fließt, bekommt man nichts davon mit – der Bach sieht von außen so aus wie immer, nur ist darin kein Leben mehr.
Was genau ist passiert?
Der Vorfall ist am Freitag gegen 11.00 Uhr gemeldet worden. Wir waren um 15.00 Uhr an Ort und Stelle, zu diesem Zeitpunkt wurde das Wasser aber wieder eingeleitet. Das heißt, dass die Wasserentnahme gestoppt wurde. Unklar ist, wer dafür verantwortlich ist. Soweit ich weiß, haben die betroffenen Ämter mit den Betreibern ein Treffen vereinbart, bei welchem dieses Problem angesprochen werden soll. Wir hoffen, dass sich eine solche Katastrophe nicht wiederholt.
Hängt das Austrocknen der Bäche auch mit dem Wetter zusammen?
Das kommt sehr selten vor. Bestimmte Gewässer weisen zwar sogenannte Versickerungsstrecken auf, das sind Gewässerabschnitte, bei denen bei einer geringen natürlichen Wasserführung der oberflächliche Abfluss versickert, doch das ist aber die absolute Ausnahme. Meiner Einschätzung nach ist in 95 Prozent der Fälle, in denen Gewässer austrocknen, der Mensch dafür verantwortlich.
„Der Bach sieht von außen so aus wie immer, nur ist darin kein Leben mehr."
Was muss passieren, damit solche Katastrophen in Zukunft verhindert werden können?
Zum einen gibt es Vorschriften bei der Entnahme. Auch bei den meisten landwirtschaftlichen Fassungen muss eine bestimmte Menge an Restwasser im Bach verbleiben, damit die Gewässerökologie keinen Schaden nimmt. Leider kommt es oft aufgrund von Fahrlässigkeit und Willkür dazu, dass das Restwasser einfach nicht im Bach bleibt.
Was meinen Sie mit Fahrlässigkeit?
Beispielsweise wenn die Fassung nicht gepflegt wird oder die Öffnung, aus der das Restwasser normalerweise austritt, durch ein Unwetter verstopft wird. Wenn sich keiner dafür interessiert, merkt es auch niemand. Wäre es umgekehrt und die Ableitung für die Bewässerung wäre verstopft, würde der Verantwortliche wohl sofort handeln.
Und Willkür?
Es ist allgemein bekannt, dass bei kleinen Kraftwerken oft zu wenig Restwasser abgegeben wird. Wasser, das nicht ins Kraftwerk fließt, kann auch keinen Strom erzeugen. Auch bei Bewässerungen kommt es vor, dass das ganze Wasser willkürlich entnommen wird. Zudem haben wir das Problem, dass in jenen Bächen, die mit vielen Bewässerungsableitungen belastet sind, die Personen mit der höchstgelegenen Fassung fast alles entnehmen können, während jene, die die Fassung am unteren Ende des Baches haben, oft über weniger Wasser verfügen, als ihnen zustehen würde. Dann ist manchmal die Versuchung groß, auch das Restwasser abzuleiten.
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