Zeitgeschichte
Vor 50 Jahren kommt es im Zerzertal zu einem Lawinenunglück bei dem 7 Alpini sterben. Was kaum bekannt ist: Verurteilt werde jene, die die Hintergründe aufgedeckt haben.
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Heinrich Zanon Ven, 02/11/2022 - 09:52

Erst heutzutage ist man mit den Lawinenwarnungen so pingelig, übrigens mit durchwachsenen Ergebnissen, wie sich gerade erst dieser Tage erschreckend massiv gezeigt hat.
In jener grauen Vorzeit, über welche im Bericht von Christoph Franceschini verdienstvoll die Rede ist, hatte der Wahnsinn Methode. So hatten bereits unter ähnlichen Vorzeichen am 7.3.1970 in Prags am Fuß der Auffahrt zur Plätzwiese 7 Alpini bei einer Übung durch einen Lawinenabgang den Tod gefunden.

Ven, 02/11/2022 - 09:52 Collegamento permanente
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△rtim post Ven, 02/11/2022 - 10:17

Danke für diesen Beitrag und Anstoss für einen reflektierten Geschichtsumgang.
Macht- und Herrschaftsverhältnisse, die sogenannte Rechtswirklichkeit sind ja (mitunter) entscheidender als die Rechtsnorm.
Das Instrumentarium "vilipendio" in all seinen Formen gibt es ja bis heute und wird nach wie vor auch genutzt.
*
NB: "Ihre Anwälte Sandro Canestrini, Renato Balladrini und Gianni Lanzinger legen vor dem Verfassungsgericht zwar Beschwerde gehen dieses Meinungsdelikt ein, doch wird das Urteil später im Berufungsverfahren bestätigt."
Hier hat sich wohl ein kleiner Fehler eingeschlichen. Anders als z.B in der BRD können in Italien Bürger-innen, Anwälte keine "Beschwerde beim Verfassungsgericht" einreichen. Gemeint ist hier daher wohl das Oberste Berufungsgericht, der Kassationsgerichtshof.

Ven, 02/11/2022 - 10:17 Collegamento permanente
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Christoph Fran… Ven, 02/11/2022 - 12:01

In risposta a di △rtim post

Nein hier hat sich kein Fehler eingeschlichen. Nur eine kleine Unschärfe. Die Anwälte haben im Verfahren die Verfassungsmäßigkeit des entsprechen Vilipendio-Artikels aufgeworfen. Das sei ein Meinungsdelikt, das in einem modernen Rechtsstaat nicht unter Strafe gestellt werden kann. Das Gericht hat die Frage an das Verfassungsgericht weitergeleitet. Dieses hat anders entschieden.

Ven, 02/11/2022 - 12:01 Collegamento permanente
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Sebastian Felderer Ven, 02/11/2022 - 10:39

Oh ja, 50 Jahre.... und ich sage: Immer noch das selbe Schauspiel. Die Justiz fraglich, vor dem Gesetz bei weitem nicht alle gleich, 8 Monate für 7 Tote, auch heute noch Ähnliches und Widerstand oder Kritik immer noch am Pranger, mehr als die Täter und Verantwortlichen.
Beim Rückblick auf das Unglück, das ich noch sehr gut in Erinnerung habe, weil ich ja in St.Valentin geboren und aufgewachsen bin, fehlt ein wichtiger Name. Leutnant Palestro wird den Befehl für das Manöver gegeben haben, aber der "sottotenente" war ein Vinschger, der über die örtlichen Verhältnisse und Gefahren sehr genau Bescheid wusste. Er hätte genau so unter den Leichen sein können, wäre ihm das Schicksal nicht gut gestimmt gewesen. An ihm hätte es gelegen, die Ausführung des Befehles zu verweigern oder wenigstens bessere Bedingungen abzuwarten. Dies alles ist nicht geschehen und heute wird sein Name vergessen. Ich kenne den Grund und es ist sicher bequemer, die Geschichte über die Rechte und Linke abzuwickeln, als über die effektiv Verantwortlichen. Das Schicksal kennt nicht rechts oder links, es marschiert immer gerade aus und schlägt zu ohne Rücksicht auf Verluste.
Rechts und links gibt es beim Zerzertal und man spricht von orographisch in diesem Fall. Es war genau der linke Hang, eben "lotta continua" entsprechend. Als ich als Leiter der Umweltschutzgruppe im Jahre 1999 die Erweiterung des Skigebietes Watles zu verhindern versuchte, ging es unter anderem genau um diesen Lawinenhang und ich habe mich in der Dokumentation auf genanntes Unglück bezogen. Für die Absicherung dieses Hanges waren Erdverschiebungen von 7.000 Kubikmeter vorgesehen, um die Piste für die Abfahrt durch das Zerzertal vor eventuellen Lawinenabgängen zu schützen. Es kam nicht dazu. Unsere Dokumentation und die Argumente gegen die Erweiterung waren zu gut und das Projekt wurde abgelehnt. Gott sei Dank, das Zerzertal ist ein unberührtes Tal geblieben und das "Marterl" für die sieben Soldaten "genießt" die verdiente Stille und Ruhe in der Einsamkeit der Bergwelt.

Ven, 02/11/2022 - 10:39 Collegamento permanente