Interview
Der Vatikan rudert zurück und segnet Martin M. Lintner als Hochschuldekan ab. Wie deutet er die beispiellose Entscheidung? Und was hat er mit der PTH Brixen vor?

Eppur si muove – und sie bewegt sich doch. Mit diesem, Galileo Galilei zugeschriebenen, Zitat kommentiert Martin M. Lintner am Mittwoch die Nachricht, die die Philosophisch-Theologische Hochschule Brixen über die sozialen Medien und ihre Webseite verbreitet: Lintner wird ab 1. September 2024 der PTH Brixen, „seiner“ Hochschule als Dekan vorstehen. Seit 2009 lehrt der Moraltheologe dort. Dass er nun die Leitung der Einrichtung von Alexander Notdurfter übernimmt, ist eine Überraschung, die mit einer kleinen Revolution einhergeht. Bereits im November 2022 hatte das Hochschulkollegium Lintner zum neuen Dekan gewählt. Sein Amtsantritt war für September 2023 vorgesehen. Doch im Juni war bekannt geworden, dass der Vatikan Lintner das „Nihil obstat“, die für die Berufung notwendige Unbedenklichkeitserklärung, verwehrt hat. Wegen seiner Publikationen zur katholischen Sexualmoral. Seit Jahren plädiert Lintner dafür, „von einer Verbots- und Gebotsmoral“ abzukehren und näher an die Lebensrealität der Menschen von heute zu rücken. Die Segnung homosexueller Partnerschaften befürwortet er genauso wie „dass Menschen, auch Transpersonen, mit ihrer geschlechtlichen Identität anerkannt und respektiert werden“.

Nach dem Nein zu Lintner, das aus dem für seine Personalentscheidung zuständigen vatikanischen Dikasterium für die Bildung und die Kultur kam, erfuhr der Südtiroler Moraltheologe eine große Welle an Solidarität, allen voran aus dem deutschsprachigen Raum. Aber auch in Italien und außerhalb Europas regten sich Unverständnis und Wut über die Verhinderung Lintners. Rekurs gegen die Entscheidung des Vatikans wollten er und Bischof Ivo Muser nicht einlegen. „Ich kann nur danken und hoffen, dass diese vielen Stimmen in den römischen Dikasterien gehört werden und zumindest einen Nachdenkprozess anregen“, meinte Lintner damals. Das dürfte tatsächlich passiert sein.

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Profil für Benutzer Simonetta Lucchi
Simonetta Lucchi Do., 04.04.2024 - 11:15

Non riesco a leggere interamente l'articolo (pur essendo abbonata). Quindi mi limito a commentare il titolo: probabilmente non è ancora sufficiente.

Do., 04.04.2024 - 11:15 Permalink